Entstehung und Philosophie
Pro Sinti und Roma besteht bereits seit 2017. Kjemal Ahmed, der selbst im Jahr 2010 aus Nordmazedonien nach Deutschland kam, initiierte das Projekt zusammen mit der röm.-katholischen Kirchengemeinde Waldkirch auf Basis seiner ganz konkreten Erfahrungen des Ankommens und Lebens als Rom in Deutschland: Komplizierte Behördengänge, Sprachschwierigkeiten, Diskriminierung und rechtliche Willkür – in solchen Fällen, sollen Menschen nicht allein gelassen werden, sondern solidarische Unterstützung bekommen: Das war Kemal Ahmeds Vision, die dem Projekt bis heute innewohnt.
In der Anfangszeit war Pro Sinti und Roma als Anlaufstelle konzipiert und an die katholischen Seelsorgeeinheit Waldkirch angegliedert. Über die Jahre haben sich die Arbeit und der Betreuungsradius von Pro Sinti und Roma auf ganz Baden-Württemberg ausgeweitet, so dass im März 2021 ein Netzwerk mit lokalen Ansprechpartner*innen gegründet wurde. Es entstand ein Austausch- und Hilfsnetzwerk, in dem Haupt- und Ehrenamtliche von Lörrach über Mannheim bis Nürtingen zusammenarbeiteten.
Da die Beratungs- und Begleitungsarbeit für Sinti*zze und Rom*nja schon seit Beginn an die Kapazitäten des Netzwerkes überstieg – wurde schnell deutlich, dass die Arbeit auf mehrere Schultern verteilt werden muss. Das liegt unter anderem daran, dass die Anlaufstelle über die Jahre immer bekannter wurde und sich dadurch immer mehr Menschen an die ehrenamtlichen Mitarbeiter*innen wandten. Die große Nachfrage zeigt aber auch, wie häufig Sinti*zze und Rom*nja in Baden-Württemberg noch immer Benachteiligung erleben, wie wichtig die Stärkung von gesellschaftlicher Partizipation ist – und wie wenig wir unserer historischen Verantwortung 80 Jahre nach dem Porajmos bewusst sind.
Um künftig besser auf die bestehenden Bedarfe reagieren zu können, wurde 2023 der Verein Pro Sinti und Roma e.V. gegründet. Dieser Schritt gibt dem Projekt die notwendige Selbstständigkeit und Institutionalisierung, die für eine weitere Professionalisierung unserer Arbeit notwendig sind. Zudem wurde Pro Sinti und Roma e.V. als soziale Beratungsstelle des Landes Baden-Württemberg anerkannt – und in diesem Zuge auch die Finanzierung von lokalen Standorten ermöglicht. Als Verein und durch die finanzielle Förderung kann das Projekt nun wachsen und professioneller agieren, um sich auch in Zukunft gegen Rassismus gegen Sinti*zze und Rom*nja stark zu machen und Betroffenen solidarische Unterstützung anzubieten.